CLUB ZERO

Jessica Hausner, AT/GB/DE/FR/DK, 2023
110 min., OmdU
#de Miss Novak wird an eine internationale Eliteschule geholt: Die Direktorin weiß, sie muss hier das Neueste vom Neuen anbieten. Die Eltern der Jugendlichen zahlen immerhin sehr viel Geld für diesen „Talent Campus“. Eine Gruppe von Schüler*innen lernt bei Miss Novak die Regeln der „Bewussten Ernährung“. Die Eltern unterstützen den Unterricht– sollen nicht gerade die Kinder, die im Reichtum aufwachsen, über Konsumkritik Bescheid wissen? Miss Novak gibt den Schüler*innen mit ihrer sanften, kümmernden, aber sehr bestimmten Art das trügerische Gefühl, ihre Entscheidung, auf das Essen zunehmend zu verzichten, aus eigenem Antrieb getroffen zu haben. Sie sehen sich als verschworene Gemeinschaft und empfinden die Nahrungsaufnahme als verzichtbaren Ballast auf dem Weg in eine bessere Welt. Schule und Eltern haben da schon längst den Zeitpunkt übersehen, an dem sie noch Einfluss auf ihre Kinder gehabt hätten.
#en Miss Novak joins the staff of an international boarding school to teach a conscious eating class. She instructs that eating less is healthy. The other teachers are slow to notice what is happening and by the time the distracted parents begin to realise, Club Zero has become a reality.

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Hausner liefert eine brillante Gesellschaftssatire voll schwarzem Humor. Mit der ihr ganz eigenen Stilistik der farblichen Verfremdung, der hohen Ästhetisierung und der Liebe zum Detail, erschafft sie es eine Wiedererkennbarkeit der Realität in all ihrer Absurdität.

CLUB ZERO ist ein Film über radikale Selbstoptimierung, über die Abgabe von Eigenverantwortung und den Mangel an Kommunikation in unserer Gesellschaft, die in Achtsamkeits-Strategien keinen Ersatz finden. Es ist ein hochspannender Film über eine große Verführung, der mit viel Ironie Strukturen offenlegt und das Publikum selbst die Leerstellen auffüllen lässt. Vor allem aber zeigt CLUB ZERO sehr deutlich: Der große Wunsch, in den Besitz einer höheren Wahrheit zu gelangen und Teil einer Bewegung zu sein, kann in den falschen Händen zum fatalen Fallstrick werden.

Gedreht wurde im St. Catherine’s College in Oxford, das vom skandinavischen Star-Architekten Arne Jacobsen entworfen wurde. Set-Designerin Beck Rainford macht sich dessen ikonischen Stilelemente zunutze, um die räumlichen Strukturen ins Zentrum zu rücken, die uns Menschen umfangen. Die Farbpalette von Kostüm-Designerin Tanja Hausner leuchtet grell und hebt hervor wie bizarr hier alle Vorgänge sind – und gleichzeitig wie normal. Markus Binder von „Attwenger“ legt den Sound zwischen rituellen Trommelrhythmen und beunruhigenden Chorgesängen an. All das verstärkt die eindringliche Kraft dieses bitterbösen und hochkomischen Films über die Mechanismen von Macht und Manipulation.