IRRLICHT
Fogo-Fátuo
Ein perfekt choreografierter Liebestanz, sexy Feuerwehrmänner in Jockstraps und ein Baum-Penis-Memory
gegen den Flächenbrand: Der neue Film des portugiesischen Kultregisseurs João Pedro Rodrigues („O Fantasma“, „To Die Like
a Man“, „Der Ornithologe“) ist eine wunderbar wilde Mischung aus Musical, Folklore, Fantasy, Postcolonial Study und queerer
Erweckungsgeschichte im Zeichen des Umweltschutzes – also ganz großes Kino! Seit seiner Weltpremiere in Cannes (Quinzaine)
wird Rodrigues’ meisterhafte filmische Fantasie weltweit auf Festivals gefeiert – und irrlichtert jetzt auch im Schikaneder.
Der 1966 in Lissabon geborene Filmemacher João Pedro Rodrigues hat im Laufe seiner Karriere
schon ein paar echte Glanzstücke des portugiesischen Kinos geschaffen – etwa das düstere Märchen „O Fantasma“ (2000) oder
das experimentelle Werk „Der Ornithologe“ (2016) über die Verwandlung eines jungen Atheisten in den Heiligen Antonius von
Padua. Stets folgen seine Filme einer völlig entfesselten Traumlogik und sind dabei im besten Sinne irritierend.
Dies setzt sich nun eindrücklich mit Rodrigues‘ neuer Arbeit Irrlicht fort, die abermals eine dezidiert queere Ästhetik bietet und Comedy- auf Musical- und Fantasy-Elemente treffen lässt. Der Plot beginnt im Jahre 2069. Zu hören sind die Geräusche eines vorbeifliegenden Raumschiffs; wir befinden uns mit dem ungekrönten König Alfredo (Joel Branco) auf dem Sterbebett, ehe dieser anfängt, an seine seltsam beengende Jugend in royalen Kreisen und an seine aufregende Zeit bei der Feuerwehr zurückzudenken.
Das mag nach ausufernder Epik klingen – doch rasch zeigt sich hier der besondere Humor des Regisseurs: Die drei Lebensabschnitte seines Protagonisten schildert Rodrigues in sportlichen 67 Minuten. Rodrigues wirft lustvoll herumirrende Schlaglichter auf ein bewegtes Leben und konzentriert sich auf den Mittelteil, der vom sexuellen Erwachen, vom Spaß am Ausprobieren und von Grenzerkundungen geprägt ist.
Die Liebe zwischen einem Weißen und einem Schwarzen (von denen ersterer zudem ein Prinz ist!) sowie der Kampf für Umweltschutz – das sind lediglich zwei der großen Punkte, die Irrlicht streift. Der Film geht diesen komplexen Themen in seiner kurzen Laufzeit gewiss nicht in aller Tiefe auf den Grund, lässt aber eindeutig das Bewusstsein für deren Tragweite erkennen. In erster Linie ist das Werk ein Fest der Leidenschaft und der Hingabe und nicht zuletzt auch der Rebellion gegen das Bestehende und das vermeintlich Unveränderliche.
Die originell choreografierten Tanzeinlagen, die ebenso an die Classical-Hollywood-Phase wie an moderne Musikvideos denken lassen und sich von Klassik über Kinderlieder bis hin zu Pop alles Mögliche zunutze machen, drücken den freigeistigen Umgang von Rodrigues mit Körperbildern aus. Irrlicht ist hochgradig erotisch, lässt in seinen besten Momenten jedoch ein „demokratisches Ballett“ (wie der Regisseur es selbst treffend beschreibt) die Tanzfläche erobern, in dem die körperliche Vielfalt und nicht nur das gängige Schönheitsideal empowernd gefeiert wird. In der ausgefeilten Kameraführung von Rui Poças (Tabu – Eine Geschichte von Liebe und Schuld) werden die Schauplätze, darunter der familiäre Palast, der königliche Kiefernwald und die örtliche Feuerwache, in herrlichen Aufnahmen eingefangen. Irrlicht entführt so in seinen ganz eigenen Kosmos, aus dem wir gar nicht wieder herausfinden möchten.
Dies setzt sich nun eindrücklich mit Rodrigues‘ neuer Arbeit Irrlicht fort, die abermals eine dezidiert queere Ästhetik bietet und Comedy- auf Musical- und Fantasy-Elemente treffen lässt. Der Plot beginnt im Jahre 2069. Zu hören sind die Geräusche eines vorbeifliegenden Raumschiffs; wir befinden uns mit dem ungekrönten König Alfredo (Joel Branco) auf dem Sterbebett, ehe dieser anfängt, an seine seltsam beengende Jugend in royalen Kreisen und an seine aufregende Zeit bei der Feuerwehr zurückzudenken.
Das mag nach ausufernder Epik klingen – doch rasch zeigt sich hier der besondere Humor des Regisseurs: Die drei Lebensabschnitte seines Protagonisten schildert Rodrigues in sportlichen 67 Minuten. Rodrigues wirft lustvoll herumirrende Schlaglichter auf ein bewegtes Leben und konzentriert sich auf den Mittelteil, der vom sexuellen Erwachen, vom Spaß am Ausprobieren und von Grenzerkundungen geprägt ist.
Die Liebe zwischen einem Weißen und einem Schwarzen (von denen ersterer zudem ein Prinz ist!) sowie der Kampf für Umweltschutz – das sind lediglich zwei der großen Punkte, die Irrlicht streift. Der Film geht diesen komplexen Themen in seiner kurzen Laufzeit gewiss nicht in aller Tiefe auf den Grund, lässt aber eindeutig das Bewusstsein für deren Tragweite erkennen. In erster Linie ist das Werk ein Fest der Leidenschaft und der Hingabe und nicht zuletzt auch der Rebellion gegen das Bestehende und das vermeintlich Unveränderliche.
Die originell choreografierten Tanzeinlagen, die ebenso an die Classical-Hollywood-Phase wie an moderne Musikvideos denken lassen und sich von Klassik über Kinderlieder bis hin zu Pop alles Mögliche zunutze machen, drücken den freigeistigen Umgang von Rodrigues mit Körperbildern aus. Irrlicht ist hochgradig erotisch, lässt in seinen besten Momenten jedoch ein „demokratisches Ballett“ (wie der Regisseur es selbst treffend beschreibt) die Tanzfläche erobern, in dem die körperliche Vielfalt und nicht nur das gängige Schönheitsideal empowernd gefeiert wird. In der ausgefeilten Kameraführung von Rui Poças (Tabu – Eine Geschichte von Liebe und Schuld) werden die Schauplätze, darunter der familiäre Palast, der königliche Kiefernwald und die örtliche Feuerwache, in herrlichen Aufnahmen eingefangen. Irrlicht entführt so in seinen ganz eigenen Kosmos, aus dem wir gar nicht wieder herausfinden möchten.