MEDUSA

Anita Rocha da Silveira, BR, 2021
127 min., OmdU
#de Anita Rocha da Silveira inszeniert mit MEDUSA ein laut- und bildstarkes Statement über (weibliche) Ohnmacht in totalitär-patriarchaler Gesellschaft und übt damit scharfe Kritik an den demokratiefeindlichen Tendenzen ihres Herkunftslandes Brasilien. Mit bewusster Überspitzung, satten Farben & Sounds und mit subtilen Horrorelementen, hat sie auf der anderen Seite aber auch ein sinnliches Werk geschaffen, das runtergeht, wie abgewaschene Gesichtsmasken im Badezimmerabfluss.

#en A group of women in creepy, featureless white masks shout “Jezebel! Slut! Sinner! Satan’s Child! Delilah!” as they chase a young woman walking home on a dark night. Once they catch up with her, they kick her and they beat her until she admits she deserves punishment. Finally they ask her to “promise to accept Jesus into her heart and become a devoted, virtuous woman, submissive to the Lord,” filming her confession with a cellphone. This visceral scene of ethical tension opens Anita Rocha da Silveira’s mesmerizing sophomore film “Medusa.”

Mit MEDUSA erweist sich Regisseurin Anita Rocha da Silveira als lautstarke und feministische Stimme des zeitgenössischen brasilianischen Kinos. Gesellschaftskritik, Groteske und Genre vermischt in einer neongetränkten und mit verspielter Kamera eingefangenen Neuinterpretation des Medusa-Mythos.

Brasilien, in nicht näher definierter Zukunft: Die Säkularisierung ist aufgehoben, das Land wird von der Kirche regiert. Nachts ziehen Mariana und ihre gewaltbereiten Mitstreiterinnen maskiert durch die Stadt. Sie sind auf der Jagd nach Frauen, die gegen Sitte und Moral verstoßen. Ihre Ideologie fußt auf einer urban legend, wonach der Sünderin Melissa von einem Engel das Gesicht angezündet wurde. Das reinigende Feuer hat sie zur Heiligen avancieren lassen, die immer noch irgendwo, mit deformiertem Gesicht, ihr Dasein fristet. Marianas Spurensuche führt sie in eine ihr fremde Welt der menschlichen Nähe, die langsam auch sie zu verändern beginnt.

"Ein Rundumschlag, pendelnd zwiscen Groteske und Horror, voll auf die Zwölf des internalisierten Machismo. (Alexandra Seitz | Viennale)

"A film of all-consuming rage, MEDUSA seems allegorical at times. But just as often it suggests a moment not so far removed from our own dystopian present" (Michael Sicinski | Viennale)