SONNE // with english subs
#de Drei Wiener Teenagerinnen twerken im Hijab und singen einen Popsong. Ein YouTube-Video
davon macht sie vor allem unter kurdischen Muslimen über Nacht berühmt. Ein Film über Jugendliche zwischen Social Media und
Selbstfindung.
#en Young women, Austrian style. Yesmin is Kurdish and wears a headscarf. She shoots a cheeky burqa video with Bella and Nati which makes the trio famous in the Muslim community. Controversy and alienation ensue. Immediate, exuberantly introverted cinema.
#en Young women, Austrian style. Yesmin is Kurdish and wears a headscarf. She shoots a cheeky burqa video with Bella and Nati which makes the trio famous in the Muslim community. Controversy and alienation ensue. Immediate, exuberantly introverted cinema.
Kurdwin Ayub scheut sich nicht, mit neuen Filmsprachen
zu experimentieren. Das hat sie auch in ihren früheren Werken immer getan. In Sonne fühlt sich die Regisseurin endlich frei,
Themen, die ihr am Herzen liegen, aus der Perspektive von Jugendlichen, die in einer europäischen Großstadt leben, die aber
aus verschiedenen Ländern stammen, zu entwickeln und zu vertiefen. Was bedeutet also der Begriff „Heimat“?
Einer der vielversprechendsten Namen des zeitgenössischen österreichischen Films ist zweifelsohne die junge Regisseurin Kurdwin Ayub. Nach mehreren Kurzfilmen, Dokumentarfilmen und Videoclips hat die im Irak geborene Filmemacherin nun endlich ihren ersten Spielfilm gedreht. Es handelt sich um einen mutigen, brillanten und sehr persönlichen Spielfilm, der vor allem durch seinen innovativen Stil und seinen kreativen und dynamischen Regieansatz auffällt. Sonne hat also seine Weltpremiere auf der Berlinale 2022 – in der Sektion Encounters – gefeiert und wird die Diagonale’22 eröffnen.
Alles beginnt mit einem Trio von unzertrennlichen Freundinnen: Yesmin (gespielt von Melina Benli) ist Kurdin und trägt seit jeher einen Kopftuch, Bella (Law Wallner) ist Halbjugoslawin und Nati (Maya Wopienka) sagt, sie sei „aus Österreich“. Eines Tages nehmen die drei Mädchen aus Spaß ein Musikvideo mit ihren Handys auf, in dem sie alle Burkas tragen und Losing my Religion der R. E. M. singen. Das Video verbreitet sich unerwartet auf YouTube, die Mädchen werden populär und werden zu zahlreichen Partys in der muslimischen Gemeinde eingeladen, oft in Begleitung von Yesmins Vater (gespielt von Omar Ayub, dem Vater der Regisseurin), der ihre Leistung sofort geschätzt hat. Auf diesen plötzlichen Erfolg reagieren die drei Freundinnen jedoch sehr unterschiedlich: Während Bella und Nati sich der patriotischen kurdischen Sache immer näher fühlen, beginnt Yesmin sich allmählich von ihnen zu distanzieren.
Leuchtend, farbenfroh und äußerst lebendig, ist Sonne zweifellos ein beeindruckendes Debüt. Kurdwin Ayub hat ihrerseits in einem Spielfilm Themen inszeniert, die ihr besonders am Herzen liegen und die sie bereits in ihrem vorherigen Dokumentarfilm Paradies! Paradies! behandelt hat, und hier ist die sensible Yesmin fast ihr Alter Ego. Yesmin ist ein verantwortungsbewusstes Mädchen, das sehr an ihrer Familie und deren Traditionen hängt. Ihr Vater ist ein aufgeschlossener Mann, der ihr immer viele Freiheiten gelassen hat. Doch irgendwie fühlt sich das Mädchen unwohl, wenn einige ihrer Freunde ihr vorschreiben, wie sich eine Frau zu verhalten hat, und Nati und Bella scheinen sich gleichzeitig einer Sache nähern zu wollen, die sie nicht wirklich kennen, fast so, als wollten sie um jeden Preis ihre eigene Identität in etwas, das ihnen „neu“ ist, finden.
Leben und Social Media werden also unmittelbar zu zwei parallelen Welten, in denen sich das Leben der Protagonistinnen selbst „verdoppelt“. In ähnlicher Weise wechselt die Regie von Kurdwin Ayub gekonnt zwischen Handyaufnahmen und Szenen aus dem Alltag der drei Mädchen und offenbart eine große Beherrschung der Filmtechnik, eine ausgeprägte Sensibilität und eine außergewöhnliche Nähe zu den Figuren, die sie erzählt.
Kurdwin Ayub hat keine Angst davor, mit neuen Filmsprachen zu experimentieren. Das hat sie auch in ihren früheren Werken immer getan. In Sonne fühlt sich also die Regisseurin endlich frei, Themen, die ihr am Herzen liegen, aus der Perspektive von Jugendlichen, die in einer europäischen Großstadt leben, die aber aus verschiedenen Ländern stammen, zu entwickeln und zu vertiefen. Was bedeutet also der Begriff „Heimat“? Diese Frage ist viel komplexer, als es auf den ersten Blick scheinen mag, und Kurdwin Ayub will nicht um jeden Preis eine endgültige Antwort geben, sondern gibt uns auf direkte und intelligente Weise zu verstehen, dass man eine Realität nur erfahren muss, um sie wirklich zu kennen, und dass ein Kopftuch nicht ausreicht, um eine Person und ihre Geschichte zu charakterisieren. Die intensiven Großaufnahmen von Yesmins melancholischem Gesicht sprechen für sich selbst.
Einer der vielversprechendsten Namen des zeitgenössischen österreichischen Films ist zweifelsohne die junge Regisseurin Kurdwin Ayub. Nach mehreren Kurzfilmen, Dokumentarfilmen und Videoclips hat die im Irak geborene Filmemacherin nun endlich ihren ersten Spielfilm gedreht. Es handelt sich um einen mutigen, brillanten und sehr persönlichen Spielfilm, der vor allem durch seinen innovativen Stil und seinen kreativen und dynamischen Regieansatz auffällt. Sonne hat also seine Weltpremiere auf der Berlinale 2022 – in der Sektion Encounters – gefeiert und wird die Diagonale’22 eröffnen.
Alles beginnt mit einem Trio von unzertrennlichen Freundinnen: Yesmin (gespielt von Melina Benli) ist Kurdin und trägt seit jeher einen Kopftuch, Bella (Law Wallner) ist Halbjugoslawin und Nati (Maya Wopienka) sagt, sie sei „aus Österreich“. Eines Tages nehmen die drei Mädchen aus Spaß ein Musikvideo mit ihren Handys auf, in dem sie alle Burkas tragen und Losing my Religion der R. E. M. singen. Das Video verbreitet sich unerwartet auf YouTube, die Mädchen werden populär und werden zu zahlreichen Partys in der muslimischen Gemeinde eingeladen, oft in Begleitung von Yesmins Vater (gespielt von Omar Ayub, dem Vater der Regisseurin), der ihre Leistung sofort geschätzt hat. Auf diesen plötzlichen Erfolg reagieren die drei Freundinnen jedoch sehr unterschiedlich: Während Bella und Nati sich der patriotischen kurdischen Sache immer näher fühlen, beginnt Yesmin sich allmählich von ihnen zu distanzieren.
Leuchtend, farbenfroh und äußerst lebendig, ist Sonne zweifellos ein beeindruckendes Debüt. Kurdwin Ayub hat ihrerseits in einem Spielfilm Themen inszeniert, die ihr besonders am Herzen liegen und die sie bereits in ihrem vorherigen Dokumentarfilm Paradies! Paradies! behandelt hat, und hier ist die sensible Yesmin fast ihr Alter Ego. Yesmin ist ein verantwortungsbewusstes Mädchen, das sehr an ihrer Familie und deren Traditionen hängt. Ihr Vater ist ein aufgeschlossener Mann, der ihr immer viele Freiheiten gelassen hat. Doch irgendwie fühlt sich das Mädchen unwohl, wenn einige ihrer Freunde ihr vorschreiben, wie sich eine Frau zu verhalten hat, und Nati und Bella scheinen sich gleichzeitig einer Sache nähern zu wollen, die sie nicht wirklich kennen, fast so, als wollten sie um jeden Preis ihre eigene Identität in etwas, das ihnen „neu“ ist, finden.
Leben und Social Media werden also unmittelbar zu zwei parallelen Welten, in denen sich das Leben der Protagonistinnen selbst „verdoppelt“. In ähnlicher Weise wechselt die Regie von Kurdwin Ayub gekonnt zwischen Handyaufnahmen und Szenen aus dem Alltag der drei Mädchen und offenbart eine große Beherrschung der Filmtechnik, eine ausgeprägte Sensibilität und eine außergewöhnliche Nähe zu den Figuren, die sie erzählt.
Kurdwin Ayub hat keine Angst davor, mit neuen Filmsprachen zu experimentieren. Das hat sie auch in ihren früheren Werken immer getan. In Sonne fühlt sich also die Regisseurin endlich frei, Themen, die ihr am Herzen liegen, aus der Perspektive von Jugendlichen, die in einer europäischen Großstadt leben, die aber aus verschiedenen Ländern stammen, zu entwickeln und zu vertiefen. Was bedeutet also der Begriff „Heimat“? Diese Frage ist viel komplexer, als es auf den ersten Blick scheinen mag, und Kurdwin Ayub will nicht um jeden Preis eine endgültige Antwort geben, sondern gibt uns auf direkte und intelligente Weise zu verstehen, dass man eine Realität nur erfahren muss, um sie wirklich zu kennen, und dass ein Kopftuch nicht ausreicht, um eine Person und ihre Geschichte zu charakterisieren. Die intensiven Großaufnahmen von Yesmins melancholischem Gesicht sprechen für sich selbst.