SOMMER DER LIEBE

Wenzel Storch, DE, 1992
89 min., dt. OV
Spielfilm
Wirre Handlung, Laiendarsteller, filmische Anarchie: Hurra, es ist ein Wenzel Storch! SOMMER DER LIEBE ist ein anarchisches Märchen, das sich um Geschmacks-Konventionen wenig schert und unbekümmert alle erdenklichen, und auch die abwegigsten, Einfälle in Bilder umsetzt. In quietschbunten und ungemein originellen Bildern läßt er auch in dieser Hommage an die 70er Jahre seiner Fantasie freien Lauf. Von deutschem Betroffenheitskino ist da nichts zu sehen. Storch empfiehlt sich mit diesem undisziplinierten Geniestreich nachhaltig als Hoffnung.

Bitte um Reservierung und Abholung mindestens 30 Minuten vor Vorstellungsbeginn. Beim Ticketkauf und Einlass gilt nach wie vor Maskenpflicht.

Wenzel Storch hat mit Sommer der Liebe einen Film gemacht, der hält, was der verworrene Inhalt verspricht: Anarchie und Exzess lauten die Schlagworte. Wenn man sich auf diesen Film einlassen will, ohne Storchs Vorliebe für LSD zu teilen, sollte man sich daher erst einmal von der Annahme verabschieden, Sommer der Liebe schenke den Gesetzen des Films auch nur eine Sekunde lang Aufmerksamkeit. Im Gegenteil. Die Gesetzmäßigkeiten von Kameraführung, Drehbuch und Regie sind Wenzel Storch herzlich wurscht. Er schreibt sich stattdessen seine eigenen Lehrbücher. Was dabei herauskommt, ist visualisiertes Kopfkino, das nicht gefallen will und letztlich fast unbeschreiblich bleibt. Mit kindlicher Freude öffnet der Film wahllos Assoziationsräume, fordert den Zuschauer heraus, bis zu dessen Kapitulation. Was der Regisseur Acidprop statt Agitprop nennt, wird einerseits offensichtlich durch die allgegenwärtigen psychedelischen Tapeten und übersättigten Farben und zeigt sich andererseits durch die stark symbolisierte Handlung. (...) Als Autorenfilmer im ureigensten Sinne macht Storch, was ihm gefällt. So sind wohl auch die Ausflüge in die Welt des Gore, samt Kannibalen und Popwurst, zu verstehen.

Auch wenn filmische Grenzüberschreitung in Deutschland noch lange nicht die Akzeptanz wie etwa in Großbritannien genießt – der oft gezogene Vergleich zwischen Wenzel Storch und Terry Gilliam lässt hoffen, dass sich dieser Umstand auch hierzulande ändert. Denn ebenso wie Gilliam hat Wenzel Storch einen unverwechselbaren Stil etabliert, mit dem man sich unbedingt auseinandersetzen sollte. Umso erfreulicher ist es, dass sich nach 19 Jahren ein Vertrieb an die Neuveröffentlichung von Sommer der Liebe gewagt hat und somit einer unterrepräsentierten Spezies des deutschen Films ein Podium gibt. (critic.de)

"Wenzel Storch ist Regisseur, Katholik und bekennender LSD-Konsument. So bizarr wie die Wirkung der Droge sind auch seine Filme. SOMMER DER LIEBE ist die Geschichte des sächselnden Hippie-Messias Oleander, der durch die Lande zieht um wilde Tänze und frie Liebe zu lehren." Hamburger Abendblatt

"Als hätten die Monty Pythons LSD gefutter." Wiglaf Droste TIP

"Ein Film der vergeblich seinesgleichen scht und wahrscheinlich nur den Härtesten der Harten zusagen wird. SOMMER DER LIEBE ist das volle Brett und dürfte selbst in völlig benebeltem Zustand verdammt schwer zu ertragen sein." ROCK HARD

"Stümperhafter Pseudo-Klamauk von Wenzel Storch, dessen Filme an den Unterhaltungswert deutscher Gartenzwerge grenzen." CINEMA

Vom Weltall aus, im Jah 1972 - "Erdzeit", betont der Off-Kommentar, der uns durch den Film begleiten wird - geht der Blick auf unseren "kleinen blauen Planeten" (wir sehen eine rotierdende Weltkugel, auf der es alle Farben von schwarz über rot bis gelb nur kein blau zu sehen gibt), ist "eine Gruppe junger, moderner Menschen in neue, unbekannte Dimensionen des Bewußtseins" vorgedrungen. Was sich zunächst als psychedelischer Höllenschlund zeigt, ist nach einer kleinen Kamerabewegung als das Bild zweier sich küssender junger Menschen zu erkennen, und als beide dann Hand in Hand über eine Wiese hüpfen, während im Hintergrund die Welt brennt, wissen wir zweierlei: Wir sind mitten in den siebziger Jahren, der Zeit von "Klamotten" mit "toffen Mustern", Schlaghosen und langen Haaren, "Krautrock", sexueller Revolution und jeder Menge Drogen. Und wir wissen: Es wird ein verdammt komischer Film über diese Zeit, in der dies und das noch möglich schien. Wenzel Storh hat ihn gemacht. Georg Seeßlen