MIND THE GAP
„Mind the Gap!“ – ein Hinweis auf die größer werdende Kluft in unseren Gesellschaften –, ein
Weckruf, sich mit offenen Augen durch eine sich rasch verändernde Welt zu bewegen, da Wegschauen fatale Folgen haben könnte.
Robert Schabus hat sich für seinen Dokumentarfilm MIND THE GAP auf eine Reise durch Europa begeben, um der Krise der Demokratien
auf den Grund zu gehen, in denen der politischen Elite der Blick für die Lebensverhältnisse vieler Menschen abhanden gekommen
ist. Das Erstarken der populistischen Parteien scheint ein wesentliches Indiz dafür zu sein, dass die Gräben in den westlichen
Gesellschaften tiefer werden.
Quer durch Europa führt uns die filmische Reise und zeigt uns die Schattenseiten eines freien Verkehrs
an Waren und Dienstleistungen, der sich einseitig an den Bedürfnissen der großen Konzerne orientiert und die Menschen auf
der Verliererseite hilflos zurücklässt: Industriebetriebe, die abwandern, Landstriche, die veröden, Arbeitsmigranten die zu
Hause fehlen und in der Ferne die Löhne drücken, Working Poor, denen ein Alter in Armut bevorsteht und Menschen, denen ihr
jahrzehntelang vertrautes Lebensumfeld zunehmend fremd wird. Eine Kluft durchzieht unsere Gesellschaft, und wer sich an den
Rand gedrängt fühlt, ist empfänglich für rechstpopulistische Parolen, EU-Feindlichkeit und nationalstaatlichen Egoismus. Wie
wenig sich die Staatsbürgerinnen und -bürger inzwischen im politischen Alltag wiederfinden erläutern auf einer analytischen
Ebene Wissenschaftler und (Ex-) Politiker. Doch im Mittelpunkt stehen jene Menschen, die mit ihrer Ohnmacht und ihrer Wut
allein gelassen sind. Ihnen hört der Film zu, ohne ihnen zu widersprechendes und ohne uns zu belehren; allein dadurch ist
er ein – manchmal provokanter – Denkanstoß. Damit ist MIND THE GAP nicht nur ein Warnruf in Sachen Demokratie, sondern auch
eine Übung in Demokratieverständnis und Toleranz.
Text: Karin Schiefer
Text: Karin Schiefer