MONOS
Apokalypse Now mit Kindern. Keine Regeln im Dschungel. Nicht einmal das Geschlecht betreffend.
Alles wird bei diesem bildgewaltigen Anarcho-Triumphzug auf den Kopf gestellt. Hypnotisches Filmerlebnis mit Kriegsfantasie
als Bewusstseinserweiterung. Ein Wunder, dass die Darsteller das alles überlebt haben. Vom jungen Kolumbianer Alejandro Landes
(*1980) wird man noch so einiges zu hören, sehen und fühlen kriegen. "The war is over? Fuck that shit!"
Am Anfang sieht
alles so harmlos aus. Ein paar Jugendliche spielen Fussball mit verbundenen Augen auf einer Anhöhe, fernab der Welt. Patagrande,
Rambo, Leidi, Sueca, Pitufo, Lobo, Perro und Bum Bum werden sie genannt; das sind Kampfnamen, sie gehören zu einer paramilitärischen
Einheit, die Anweisungen erhalten sie von einem Boten, dem Mensajero. Ihr Auftrag ist einfach: Die Gruppe soll auf die Milchkuh
Shakira aufpassen und schauen, dass die US-amerikanische Geisel Sara Watson, genannt Doctora, nicht abhaut. Es herrschen Hierarchie
und Disziplin, zumindest solange der Bote die Teenager-Krieger drillt. Doch als er wieder weg ist, eskaliert die Situation
zunehmend. Alejandro Landes und Co-Autor Alexis Dos Santos haben mit Monos einen Überlebens-Thriller gestaltet, bei dem mit
Wilson Salazar in der Rolle des Boten auch ein ehemaliger FARC-Guerillero mitspielt.Monos ist vor dem Hintergrund der langjährigen,
bürgerkriegsähnlichen Konflikte in Kolumbien zu sehen, dessen Frontverläufe so unübersichtlich sind wie die beteiligten Parteien
zahlreich: Paramilitärs, Guerillas, Narcos, staatliche Institutionen, Interessenvertreter aus dem Ausland. Ganz allmählich
erst kam in den vergangenen Jahren mit dem Waffenstillstandsabkommen zwischen der FARC, der einflussreichsten der Guerrilla-Gruppen,
und der Regierung unter Präsident Juan Manuel Santos ein Friedensprozess in Gang, dessen endgültige Entwicklung noch nicht
abzusehen ist.