WE ARE THE FLESH (Tenemos la carne)

Tenemos la carne
Emiliano Rocher Minter, MX, 2016
79 min., OmdU (spanisch)
Vom Großstadtmärchen in die Postapokalypse: Transgressives Kino aus Lateinamerika!
Der mexikanische Regisseur Emiliano Rocher Minter hat mit seinem Erstlingswerk ein tabuloses Endzeit-Kammerspiel geschaffen, das bis dato in keinem Kino in Österreich zu sehen war. Von in Filmen selten gezeigten Körperflüssigkeiten, hin zu langen und ästhetischen Nahaufnahmen von Geschlechtsteilen: hier kriegt man Einiges zu sehen. Trotz zahlreicher Provokationen bewahrt sich der Film eine eigenständige Seriosität und besticht vor allem durch seine düstere und gleichzeitig farbenprächtige Optik.

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Ein scheinbar am Hang zum Wahnsinn stehender Mann hat es sich in seinem eigenen Kellerreich so eingerichtet, dass es sich überleben lässt. Während draußen weiß Gott was vor sich geht, stellt er mit einem selbst konstruierten Gerät Gas her und tauscht das gewonnene Gut gegen Eier. Als sich ein junges, nach Nahrung suchendes Geschwisterpaar zu ihm verirrt, ändert sich sein routiniertes Einsiedlerdasein schlagartig. Doch er weiß die neue Situation für sich zu nutzen…

Nicht nur die schwindelerregenden Kamerafahrten erinnern an Filme des französischen Ausnahmeregisseurs Gaspar Noé. Auch mit expliziten und verstörenden Sexszenen, blutigen Gewaltexzessen und einer nihilistische Grundstimmung („There’s no such thing as love. Only demonstrations of love“) wird nicht gespart. Der Film macht seinem Titel alle Ehre, denn Fleisch - in den verschiedensten Variationen - kriegt man reichlich zu sehen. WE ARE THE FLESH sei nur jenen Personen mit resistentem Magen und einer ausgeprägten Portion schwarzem Humor empfohlen. Denen dafür umso mehr!

“Das alles könnte man als spät-pubertäres Austoben oder als narzisstische Effekthascherei beschreiben. Man kann sich aber auch einfach daran erfreuen, dass uns der unbändige Spieltrieb eines Regiedebütanten vor Augen führt, wie limitiert die Filmsprache ist, der wir sonst im Alltag oft begegnen […] Emiliano Rocha Minter erinnert uns daran, wie viel mehr die Filmkunst kann.” critic.de

„A violent allegory whose literal plot is largely up for grabs, it grows increasingly surreal as it goes, delving into a psychological state that greets societal collapse with more glee than despair. Viewers expecting a garden-variety horror flick will likely recoil, but those seeking new voices in Mexican cinema may well hail Minter's effort. Repulsive as it is, this is a vision art houses would be wrong to ignore.” Hollywood Reporter

“Mutig, surreal und visuell faszinierend, beinahe ein pornografisches Porträt der Hölle, das mit existentieller Linse gemalt wird.” nischenkino.de