DONBASS // with english subs
Der Film der Stunde. Der Stunde, die hoffentlich keine Ewigkeit wird. Wer Zusammenhänge, also
wahrlich systemische, im unaussprechlichen Zustand, der (seit 2014) in der Ukraine herrscht, erkennen will, muss ‚Donbass‘
sehen. 2018 gewinnt der Ukrainer Sergei Loznitsa dafür den Regiepreis in Cannes. Spätestens heute wird der Film Augen öffnen,
Sinne schärfen. Sogar den für Humor - weil die Grenze zwischen Absurdität und Realität oft schmal ist wie ein Grat. Kunst
und Kultur, so Losnitza, würden uns helfen, das Böse in uns zu bändigen. Denn es ist da. Aber auch das Kino ist da! Als pazifistischer
Ort der Introspektion und Emotion. Das ist nicht Passivität, sondern Besonnenheit, und diese, essentiell in Dunkelheit. ‚Donbass‘
wartet mit Bildern und Szenen auf, die zu dir sprechen werden. Auf Ukrainisch. Auf Russisch. Du wirst ihre Stimmen vernehmen
und ihre Sprache plötzlich verstehen. Das ist das Magische an Kunst: sie ist eine Dolmetscherin. The revolution will not be
televised. Aber maybe ist sie im Kino. Come and see. Peace!
Seit dem Jahre 2014 herrscht im
Osten der Ukraine ein wechselweise kalter oder heißer hybrider Krieg zwischen prorussischen Separatisten und ukrainischen
Regierungstruppen, der mittlerweile so undurchsichtig und unübersichtlich geworden ist, dass die Weltgemeinschaft anscheinend
beschlossen hat, ihn zu ignorieren. Sergei Loznitsa allerdings zerrt mit seinem neuen Film genau diesen Konflikt wieder ins
Rampenlicht der Öffentlichkeit und dekliniert an ihm nicht nur die verheerende Lage in der Ostukraine durch, sondern zeigt
vielmehr in einem satirisch zugespitzten Welttheater die Verkommenheit einer Welt, die durch Machstreben, Gier, Anarchie sowie
vielfachen Brechungen und Re-Inszenierungen der Wahrheit geprägt ist.
All die Grausamkeiten und Grotesken des Krieges reiht Loznitsa manchmal mehr, manchmal weniger (vor allem über die Figuren) verbunden aneinander und fragmentiert so die Story zu einer verdichteten und überdrehten Ansammlung von Geschichten, die nur auf den ersten Blick wie pro-ukrainische Propaganda erscheinen. Doch kann man diesen Geschichten und damit dem Film selbst überhaupt trauen? Oder ist nicht vielmehr jeder filmische Versuch, sich einem Konflikt wie diesem anzunähern, von vorneherein zum Scheitern verurteilt? Ist ein Krieg, gerade in Zeiten der Massen- und sozialen Medien, nicht stets auch ein Krieg der Bilder? Und ist damit nicht jeder Filmemacher stets auch ein Kombattant und als solcher ein höchst unzuverlässiger Vermittler von Wahrheiten?
Mit der Rahmung, mit der Sergei Loznista seinen Film beginnt und auch wieder enden lässt, thematisiert er genau dieses Dilemma und hinterfragt damit die eigene Rolle als Schöpfer von Bildern, die stets vor den ein oder anderen Karren gespannt werden: Hier wie dort, am Anfang wie am Ende von Donbass wird der Zuschauer Zeuge der Vorbereitungen zu einem Filmdreh, der offensichtlich dazu dienen soll, scheinbar authentische Berichte über einen Anschlag der Gegenseite herzustellen. Am Ende wird dann ein Soldat alle Mitwirkenden in diesem Film erschießen und die Szenerie unbehelligt verlassen. Dann rücken Polizei- und Rettungskräfte an, die den Tatort eines 12-fachen Mordes hermetisch abriegeln, doch selbst hier bleiben Zweifel, ob es sich nicht wiederum um eine Inszenierung handelt, um einen weiteren Film-im-Film, der weniger zur Aufklärung als vielmehr zur weiteren Verwirrung beiträgt. Wo endet die Wahrheit, wo beginnt die Lüge? In Zeiten wie diesen und Konflikten wie dem hier gezeigten, der aber durchaus als exemplarisch für zahlreiche Konflikte gesehen werden muss, ist die Wahrheit das erste Opfer.
All die Grausamkeiten und Grotesken des Krieges reiht Loznitsa manchmal mehr, manchmal weniger (vor allem über die Figuren) verbunden aneinander und fragmentiert so die Story zu einer verdichteten und überdrehten Ansammlung von Geschichten, die nur auf den ersten Blick wie pro-ukrainische Propaganda erscheinen. Doch kann man diesen Geschichten und damit dem Film selbst überhaupt trauen? Oder ist nicht vielmehr jeder filmische Versuch, sich einem Konflikt wie diesem anzunähern, von vorneherein zum Scheitern verurteilt? Ist ein Krieg, gerade in Zeiten der Massen- und sozialen Medien, nicht stets auch ein Krieg der Bilder? Und ist damit nicht jeder Filmemacher stets auch ein Kombattant und als solcher ein höchst unzuverlässiger Vermittler von Wahrheiten?
Mit der Rahmung, mit der Sergei Loznista seinen Film beginnt und auch wieder enden lässt, thematisiert er genau dieses Dilemma und hinterfragt damit die eigene Rolle als Schöpfer von Bildern, die stets vor den ein oder anderen Karren gespannt werden: Hier wie dort, am Anfang wie am Ende von Donbass wird der Zuschauer Zeuge der Vorbereitungen zu einem Filmdreh, der offensichtlich dazu dienen soll, scheinbar authentische Berichte über einen Anschlag der Gegenseite herzustellen. Am Ende wird dann ein Soldat alle Mitwirkenden in diesem Film erschießen und die Szenerie unbehelligt verlassen. Dann rücken Polizei- und Rettungskräfte an, die den Tatort eines 12-fachen Mordes hermetisch abriegeln, doch selbst hier bleiben Zweifel, ob es sich nicht wiederum um eine Inszenierung handelt, um einen weiteren Film-im-Film, der weniger zur Aufklärung als vielmehr zur weiteren Verwirrung beiträgt. Wo endet die Wahrheit, wo beginnt die Lüge? In Zeiten wie diesen und Konflikten wie dem hier gezeigten, der aber durchaus als exemplarisch für zahlreiche Konflikte gesehen werden muss, ist die Wahrheit das erste Opfer.